5
Apr
2010

Eagles traden Donovan McNabb nach Washington

Erinnert Ihr Euch noch, als ich im letzten Underneath meinte, dass die Mike Shanahan-Ära bei den Redskins nicht aufhört interessant zu sein? Im Blockbuster-Trade der bisherigen Offseason wechselt der 33-jährigen Philadelphia Eagles QB Donovan McNabb für einen Zweitrunden-Draftpick heuer und einen Dritt- oder Viertrundenpick 2011 zum Divisionskonkurrenten nach Washington. Bevor ich meine Meinung zu den Sensationsnews abgebe, hier mal etwas Lesestoff zu all den Reaktionen, die so eine Meldung natürlich generiert:
  • ESPN sammelt hier unterschiedlichste Reaktionen, von Eagles-Coach Andy Reid bis hin zu Washington RB Clinton Portis. Für mehr Andy Reid-Reaktionen kann man auch hierhin gehen.
  • Zu den interessanteren der durch die Bank "schockierten" Reaktionen zählt jene von S Brian Dawkins, der letztes Jahr von den Eagles nach Denver getraded wurde (dort schaffte der Veteran abermals eine Pro Bowl Season, während die Eagles Defense ohne ihn in 2009 schwächelte). Er meint verständlicherweise, die Eagles werden diesen Zug bereuen.
  • Hier gibt es eine nette Perspektivierung der Geschichte: McNabb, der den Eagles endlich seinen Willen aufzwingt und eine Geschichte von Respektlosigkeit endlich zum Abschluss bringt, auf seine Art. Im Gegensatz dazu wird hier der Deal eher als endgültige Respektsbekundung zwischen Reid und McNabb gedeutet.
  • ESPNs John Clayton sieht die Redskins durch den Deal automatisch als Playoff-Contender. Ich bin da aber seeehr skeptisch und eher auf der Seite von Matt Mosley, der diesem Gedanken etliche gute Gegenargumente entgegenwirft.
  • Für bisherigen Redskins QB Jason Campbell sieht die Lage natürlich düster aus: Er wird wohl bei einem anderen Team glücklich werden müssen. Schön daher, zu hören, dass McNabb selber Campbell als sein einziges Bedenken bezeichnet hat. Classy move. Schön auch, dass es schon etliche Interessenten gibt.
  • Über die Offseason-Politik Washingtons wird hier und hier interessant reflektiert. Die Kernfrage bleibt noch immer, wie Washington, ein regelmäßiger Short-term-Pflaster-Problemlöser in der Offseason, mit so einem Deal eine Langzeitstrategie aufbauen will.
  • Peter King versammelt wie üblich etliche Gedanken zu den Trade, bei denen ich nur den Kopf schütteln kann.
Meine Meinung zu McNabb: Ein wirklich solider und oft auch unterschätzter Team-Player, der unter wirklich widrigen Umständen und Erwartungshaltungen sein Team zu Erfolgen geführt hat. Die Eagles sind 92-49-1 unter McNabb in der regular season und 9-7 in den Playoffs. Sie waren 8 von 10 mal in den Playoffs in den 00ern, und McNabb führte sie in 5 der letzten 9 NFC Championship Games. Ja, er hat ihnen keine Superbowl gebracht, aber für mich zählt eine derartig konstant gute Leistung dann doch mehr, als der eine Moment, auf den alle gern hinauswollen. McNabb ist ein verdammt guter QB für die Eagles gewesen, das steht außer Frage für mich. Er ging 6 mal zur Pro Bowl, hat 4th & 26 unter seinem Gürtel. Klar, hin und wieder war er ungeschickt und oder dumm, aber das ist jeder in der NFL hin und wieder. Im Großen und Ganzen finde ich es furchtbar unter welchem Druck dieser Typ in Philadelphia spielen musste, und was ihm die Fans dort angetan haben ab dem ersten Moment, seit sie gebuht haben, als er gedrafted wurde. McNabb verdient besseres, doch.

Er hat eine schöne Entwicklung von einem scrambling QB zu einem soliden Pocket-Passer durchgemacht, und die Eagles gaben ihm niemals die WR-Optionen um wirklich ganz groß rauszukommen. Erst jetzt, beim Übergang zur Kolb-Ära tauchen plötzlich DeSean Jackson und Jeremy Maclin auf, was unfassbar schade ist, den mit diesen jungen Energiebündeln hätte McNabb in den nächste drei, vier Jahren für prächtigen Wirbel Sorgen können. Aber nicht mit Reids Wunsch, endlich Kolb einzusetzen. Schon Vicks Ankunft und das 2008er-McNabb-benching haben klar gemacht, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Eagles sich von ihm trennen. Ich möchte ihnen zugute halten: Sie taten es mit Stil, und ließen ihn sogar in die eigene Division gehen.

Ob die Redskins eine "bessere" Zukunft für ihn sind, bleibt jedoch fraglich. Sicher, da ist Shanahan-Faktor und 3 alte RBs im Backfield, aber ich sehe die Redskins nicht plötzlich als Playoff-Contender nur wegen McNabb. Er ist besser als Campbell, sicher, und wenn die Redskins sich um QB im Draft nicht kümmern müssen, ist LT Okung als McNabb-Protection eine verdammt gute Option für Draftpick #4. Aber ob das reicht, um die seit Jahren (und noch immer) schon falsch laufende Offseason-Politik wieder auszugleichen? Ich zweifle stark daran. Zumindest eine Sache ist durch den Trade garantiert: Die eh schon völlig durchrivalisierte NFC East ist um zwei Schlagerduelle für 2010 reicher. Es verspricht spannend zu werden.

Catch 42

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