Vielleicht haben manche von euch in der letzten Zeit immer wieder was gehört vom American Needle-Fall. Vielleicht haben manche dann die jeweiligen Berichte aufgrund von Tonnen an juristischem Jargon liegen gelassen. Vielleicht interessiert es aber dennoch manche, was da genau passiert ist, und was es für die CBA-Verhandlungen und die 2011 Saison aussagt.
American Needle ist ein Kleidungshersteller, der einen Merchandising-Vertrag mit manchen NFL Teams hatte. Im Jahre 2000 beschloss die NFL jedoch, dass es sinnvoller ist, das gesamte Merchandising mit einem Exklusivpartner - Reebok - abzuwickeln, was American Needle nun gar nicht gefiel, verloren sie dadurch natürlich etliche riesige Kunden. Sie gingen vor Gericht und verklagten alle Beteiligten für Bruch des
Kartellrechts. Die NFL erwirkte jedoch ein Urteil im beschleunigten Verfahren (also ein Urteil
ohne wirkliche Gerichtsverhandlung) indem sie argumentierte,
eine einzige Entität zu sein wenn es um Merchandising geht, nicht 32 Teams, und dass das Kartellrecht daher gar nicht angewandt werden kann. (Ohne Wettbewerber, kein Wettbewerb.)
American Needle ging erfolglos in Berufung und wandte sich dann an den Supreme Court. Spanndenderweise wandte sich die NFL
auch an den Supreme Court, in der Hoffnung, dass dort die Aussage, dass die NFL eine Entität sei, bestätigt werden könnte. Die Relevanz davon kommt weiter unten. Der Supreme Court hat nun seine Entscheidung bekanntgegeben: Einstimmig wurde die NFL-Argumentation abgelehnt und das Verfahren zurück ans Bezirksgericht geworfen. Wichtig ist hierbei, dass der Supreme Court gar kein Urteil darüber fällte, ob sich die NFL illegal verhalten habe, da die Berufung ja nur gegen ein Urteil im beschleunigten Verfahren ging. Im Wesentlichen hat der Supreme Court "nur" dem Bezirksgericht gesagt, dass sie eine tatsächliche Gerichtsverhandlung mit Beweisaufnahme und allem drum und dran zulassen sollen, und dass ein beschleunigtes Urteil basierend auf der NFL=Eine Entität-Theorie unzulässig sei.
Was ganz nach einem Pyrrhus-Sieg für American Needle klingt, denn der Supreme Court schmiss das Verfahren zurück mit einem
Blueprint dafür, wie das Bezirksgericht im Verfahren selber die NFL doch davonkommen lassen sollte:
What the Supreme Court provided here was a blueprint for the district court to decide the case. It told the lower court what standard to use (the soft one), told it how exacting it had to be (not very, some variation of eye-twinkling), and arguably even told it how to rule (that marketing individual teams' IP as a group justifies collective decisions). It seems that American Needle won the battle overwhelmingly, but is in serious danger of losing the war.
Was das für die CBA-Situation und 2011 bedeutet? Die
NFL hoffte, dass eine Supreme Court Entscheidung zu ihren Gunsten sie komplett von jenem Aspekt des Kartellrechts beschützen könnte, der in den kommenden Verhandlungen mit der Spielergewerkschaft eine zentrale Rolle spielen wird. Schon beim letzten Disput über das CBA hatte sich die Spielergewerkschaft aufgrund einer fehlenden Einigung nämlich einfach aufgelöst, um die NFL aufgrund von Kartellrecht anklagen zu können. Eine Strategie, die auch für 2011 denkbar ist, und nicht funktionieren würde, wenn der Supreme Court jetzt, im American Needle-Fall, entschieden hätte, die NFL sei eine Entität, nicht 32 Teams. Deswegen war die NFL so erpicht darauf, selbst beim Supreme Court den Fall zu pushen. Deswegen ist ihre Niederlage dort von besonderem Wert für die Gewerkschaft, da sie ihnen eine bessere Ausgangsbasis für die Verhandlungen der kommenden Monate bietet.
Ich hoffe hier ein wenig Licht ins dunkle Wirrwarr der juristischen Komplikation gebracht zu haben. Natürlich ist die ganze Sache noch viel komplizierter, und wen es ganz genau interessiert, meine Infos und Zusammenfassungen habe ich von folgenden sehr lesenswerten Quellen: